Gerade "Säulen der Erde" und "Tore der Welt" sind ein Paradebeispiel.
"Säulen der Erde" ist lange her, deshalb erinnere ich mich nicht mehr an Einzelheiten.
Ich weiß nur noch, dass ich mich damals richtig aufgeregt hatte.
Bei "Tore der Welt" ging das genau so weiter.
Die "Guten" sind immer so vollkommen gut, sie sind integer, intelligent, Loyal, attraktiv usw.
Die "Bösen" sind dagegen immer nur Dumm, Machtbessesen, Grausam, hässlich.
Egal, was die Bösen machen, es schadet im Grunde nur und ist nicht wohlüberlegt.
Trotzdem kommen die Bösen mit ihren Aktionen immer durch und sammeln noch mehr Macht und Einfluss.
Die Guten entwickeln Gegenpläne, aber durch irgendeinen perfiden Zufall werden auch diese Pläne wieder von den Bösen durchkreuzt.
Ich frage mich echt, wie die "Bösen" bei soviel Dummheit und Kurzsichtigkeit es immer wieder schaffen, die Positionen zu erreichen, mit denen sie es schaffen, den Guten Steine in den Weg legen zu können?
Bei Follet scheint das immer gleich zu laufen: Die Helden kommen immer von ganz unten, haben nur positive Eigenschaften, kriegen immer Steine in den Weg gelegt und gehen ganz am Schluss, nach vielen kleinen Niederlagen innerhalb der Geschichte, doch noch als Sieger vom Platz.
Die Schlechten haben ausschließlich negative Eigenschaften, vor allem sind sie von Dummheit geschlagen. Trotzdem können sie sich immer wieder Durchsetzen, bis sie dann im Finale doch ihre Niederlage hinnehmen müssen.
Beim lesen hatte ich reale Bauchkrämpfe gekriegt, weil die Charakterzeichnungen so vorhersehbar waren.
Bei jeder Aktion wusste ich, wie die Gegenreaktion aussehen würde und mein Magen verkrampfte sich, als ein paar Seiten meine Vermutungen genau so von Follet umgesetzt wurden.
Ich dachte immer, das es doch nicht wahr sein darf, dem Leser so einen Schund zuzumuten, dass man den Protagonisten doch zumindest ein wenig weniger nach Schwarz/Weiß Muster agieren lassen könnte.
Aber nein, Follet folgt seinem Weg, es gibt nur Schwarz/Weiß und bis zum Ende häufen die negativen Charaktere, egal, wie dumm sie sich auch anstellen mögen, immer mehr Macht und Einfluss an, um sich den Guten in den Weg stellen zu können.
Er scheint nicht anders schreiben zu können, Differenzierungen kennt Follet offenbar nicht.